Presse
Obdachlosigkeit
Keine Berliner Verhältnisse - aber unterschiedliche Notfallangebote
Menschlich und sozial
Aktuell sind drei Männer in zwei hellen Zimmern untergebracht. Mit der Presse will keiner sprechen. Schränke und Zimmer hier können verschlossen werden, die Bewohner bekommen die Schlüssel. In der großen Küche können sie kochen und Wäsche waschen. Bad und Toiletten gibt es für Frauen und Männer getrennt. Ein Zimmer wird freigehalten, falls eine Frau kommt. Seit der jüngsten Renovierung im vergangenen Jahr ist es noch unbenutzt.
Putzen sollen die Bewohner selbst. Lebensmittel kaufen sie von ihrer Grundsicherung oder Rente. Diese alltäglichen Aufgaben geben Struktur. Die Mitarbeiter bieten dazu ein offenes Ohr. "Wir behandeln hier jeden als Menschen", betont Erdmann.
Einen Platz in der Unterkunft weist die Ordnungsbehörde zu, erklärt Andrea Goldschmidt, die seit mehr als zehn Jahren im Beeskower Ordnungsamt tätig ist, meist direkt für drei Monate. Für wohnungslose Frauen mit Kindern sucht sie andere Lösungen: private Ferienwohnungen, Kapazitäten bei Wohnungsgesellschaften oder auch vom Landkreis.
Nach der Meldung ist ein Einzug in die Unterkunft meist noch am selben Tag möglich. Zwei bis drei Stunden dauert das Prozedere. Die Bewohner bekommen hier einen Ansprechpartner, der berät, hilft, vermittelt, und eine Meldeadresse, um ein Konto führen, Post erhalten zu können und die Chancen auf Job und Wohnung zu erhöhen.
Die Unterkunft ist eine Übergangslösung, bis eine neue Wohnung gefunden werden könne, erläutert Goldschmidt. Gerade Personen, die schon einmal zwangsgeräumt wurden, fänden schwer wieder eine Bleibe bei einem Vermieter. Die Stadt Beeskow hält keine eigenen Wohnungen vor. Ein Platz in der Unterkunft kostet pro Tag rund zehn Euro, im Monat 300 Euro. Die Kosten trägt das Sozialamt.
"Die Obdachlosenunterkunft ist die letzte Stufe", betont Andrea Goldschmidt. Vielen werde schon eher geholfen. Wichtig für viele sei dann ein Ort, wo sie sich nicht schämen müssen. "Wir sind hier sehr sozial", schätzt sie mit Blick auf Großstadtunterkünfte. Die Ausstattung entspreche etwa der eines einfachen Hostels, sagt sie fast entschuldigend. Die Belegung sei völlig unvorhersehbar und unabhängig von den Jahreszeiten. Mal drei, mal sieben, mal mehr Menschen lebten hier. "Wir sind nicht berlinnah", so Goldschmidt. "Überlastet sind wir darum nicht."
Verfahren in den Gemeinden
In der Nachbargemeinde Friedland hält das Ordnungsamt dagegen zwar eine kommunale Wohnung vor, um jemanden im Notfall übergangsweise unterbringen zu können. Allerdings wurde sie bislang noch nie gebraucht, heißt es aus der Behörde.
Die Gemeinde Tauche ist da schon erfahrener. Laut Bürgermeister Gerd Mai gibt es grundsätzlich 260 kommunale Wohnungen, davon die meisten in Lindenberg. Der Leerstand betrage etwa fünf Prozent. Falls da kein Platz gefunden werden könne, gebe es Absprachen mit der Stadt Beeskow. Doch der Bedarf sei selten: "Etwa ein oder zwei Fälle sind in den letzten fünf Jahren bekannt geworden", so Mai.
"Oft kommt es ja gar nicht erst zur Obdachlosigkeit", weiß auch Elisabeth Märtin vom Ordnungsamt der Gemeinde Rietz-Neuendorf. Seit 2012 habe es insgesamt fünf Fälle gegeben, zwei davon im Jahr 2019.
Die Gemeinde hält hier keinen eigenen Wohnraum vor, dafür sei der Bedarf viel zu niedrig. "Wir nehmen dann Kontakt zur Wohnungsverwaltung auf", so Märtin. Bei Engpässen haben sie Personen kurzzeitig auch außerhalb der Gemeinde untergebracht – in Fürstenwalde und Beeskow. Aber: "In der Regel kennt hier doch jeder jeden", sagt Märtin. Einzelfälle würden früh aufgefangen. Ortsvorsteher, Gemeinde und ihre Behörde suchten den Kontakt und klärten Notlagen oft schon im Vorfeld. Einzige Voraussetzung: "Die Bürger müssen es wollen."
Neues Gesicht in Beeskower "Haltestelle" des Bumerang-Vereins
Katrin Borowka übernahm im Januar die Stelle von Gerlinde Fechner, die in Rente ging. "Frau Fechner hat über Jahre eine super Arbeit geleistet", betont ihre Nachfolgerin. "Sie hat vielen Leuten sehr geholfen. Einige fragen heute noch nach ihr." Und sie hat die Besucher der "Haltestelle" auf das neue Gesicht vorbereitet: "Die Frau Borowka kenne ich, sie ist gut, an sie können Sie sich wenden." Das habe sehr geholfen, das Fremdeln zu überwinden.
Austausch ankurbeln
Denn Überwindung und Vertrauen sind wichtig in Borowkas Arbeit hier. Sie ist die erste Ansprechpartnerin für Menschen, die sich nicht zu helfen wissen. Im offenen Treff mittwochnachmittags finden sich ältere Menschen zusammen, die viel allein sind. Der Treff ist freiwillig und soll zur Aktivierung dienen, betont Borowka. Ein Treffpunkt für alle, die sonst keinen haben. Kleine Spiele, Aufgaben und vor allem der Austausch untereinander stehen im Vordergrund. Was sie immer wieder freut: Jede und jeder Neue wird herzlich aufgenommen. Der Name "Haltestelle", betont sie, wurde damals abgeleitet von "Halt geben". Darum geht es hier.
Meistens aber berät Borowka. Schwerpunkt sind Verständnisprobleme bei offiziellen Schreiben: Anträge für Jobcenter oder Sozialamt, Briefe von Behörden, Versicherungen, Mahnungen. Schamgefühl und Schwierigkeiten mit dem Sehen, Lesen oder Schreiben erschwerten die Lage oft. "Viele kommen und denken, ich gucke da kurz rüber und dann ist das geklärt", weiß Borowka. Aber meist seien die Fälle viel zu komplex. "Wer zu mir kommt und mir einen Hilfsauftrag gibt, mit dem mache ich eine Bedarfsanalyse", erklärt sie. Dafür müssen Wohnsituation, Versicherungen und Familie, Gesundheit und andere Faktoren berücksichtigt werden. Besonders in Fällen drohender Obdachlosigkeit ist die Lage oft unübersichtlich. Vielen fällt die Ordnung all dieser Daten schwer, da muss Borowka helfen. Notfalls mit einem Hausbesuch. In jedem Fall bleiben die Gesprächsinhalte im Beratungsraum. "Auch wenn ich halb Beeskow kenne", betont sie, "ich habe eine Schweigepflicht." Je nach ermitteltem Bedarf delegiert sie den an Fachleute weiter: Schuldenberatung, Familienberatung, Jugendamt, Betreuungsbehörde oder Ordnungsamt oder auch den Sozial-psychiatrischen Dienst. Finanziert wird ihr Angebot vom Landkreis und der Stadt Beeskow. "Ich bin Ansprechpartnerin für alles", sagt sie. Und: "Ich mache viel Netzwerkarbeit."
Neuer Treff in Arbeit
Katrin Borowka ist studierte Sozialarbeiterin und -pädagogin. Über ihren zuvor erlernten Kochberuf kam sie in ein Projekt Beruflicher Bildung mit lernbehinderten Jugendlichen bei einem Freien Träger in Berlin. Ihr Arbeitsweg führte sie weiter durch Neukölln und Köpenick, in die Wohnungslosenhilfe und später zum Bumerang-Verein in Oder-Spree.
Sie leitete die Zebu-Maßnahme zur Integration in Arbeit für psychisch kranke Menschen in Fürstenwalde und baute als Sozialberaterin einen Begegnungstreff in Eisenhüttenstadt auf. Zwischendurch arbeitete sie beim Landkreis in der Betreuungsbehörde und im Asylbereich. "Aber ich bin wiedergekommen", lächelt sie, denn "die Arbeit ist genau meins. Hier kann ich mein geballtes Wissen unterbringen!"
Nun ist ihr Ziel, noch einen zweiten Treff aufzubauen: für Jüngere auf Arbeitssuche, Eltern oder Alleinerziehende. Sie möchte da über Bewerbungsschreiben und Gesprächssituationen informieren, Sozialtrainings anbieten. Dazu lockeren Austausch. Borowka will das Bestmögliche für ihre Klienten. Wenn nötig, mit Druck bei zuständigen Stellen. Ihr Motto: "Ich bin höflich, freundlich und nachdrücklich."
Beratung und Treff in der Bumerang-"Haltestelle"
Offener Treff: mittwochs 14 -16 Uhr, Themen: Spielenachmittag, Nähänderungsarbeiten, Kaffeerunde, Unkostenbeitrag 2,50 EuroSprechzeiten Sozialberatung: montags 9 - 12 Uhr und 13 - 15 Uhr, dienstags 9 - 12 Uhr und 13 - 16 Uhr, donnerstags 9 - 12 Uhr und 13 - 18 Uhr; sonst nach Vereinbarung
Kontakt: Soziales Zentrum "Haltestelle"- Beratung und Begegnung, Brandstraße 52, Telefon 03366 338913
Landrat Rolf Lindemann überreichte ihr die Verdienstmedaille des Verdienstordens der Bundesrepublik.
Ausgezeichnet
Bumerang-Chefin Heidi Henkel erhält Bundesverdienstkreuz
Vor drei Jahren, so Bumerang-Vorsitzender Roland Brunotte, habe man Heidi Henkel für die Auszeichnung vorgeschlagen. "Sie hat es sich wirklich verdient." Nun war es soweit. Lindemann würdigte Heidi Henkels Engagement für die rund 40 Senioren, die den Treff in der Breitscheidstraße regelmäßig besuchen. Sie sei Ansprechpartner für Menschen in schwierigen Situationen, helfe den Senioren in vielen Alltagssituationen, begleite sie zu Arztbesuchen, unterstütze im Haushalt. Außerdem organisiere sie Informationsveranstaltungen, Ausflüge und Feierlichkeiten, sei immer aufgeschlossen für Neues und Interessantes. "Das beweist ein hohes Maß an mitmenschlichem Einfühlungsvermögen und Engagement, um die individuellen Bedürfnisse wahrzunehmen - auch wenn sie nicht vernehmlich geäußert werden", so der Landrat. Und so lange es Menschen wie Heidi Henkel gebe, brauche es in Deutschland auch nicht das in Großbritannien bereits etablierte Ministerium gegen Einsamkeit.
Heidi Henkel leitet den Seniorentreff seit 2011. Es war zunächst eine berufliche Station, doch auch, als sie selbst in den Ruhestand ging, gab sie die Arbeit nicht auf. "So lange es gesundheitlich geht, mache ich das", versichert sie unmittelbar nach der Ehrung. Manchmal sei es schon etwas viel, aber es sei auch eine schöne Aufgabe, betont sie. Und Arbeit macht ihr Treff. Am Tag der Ordensverleihung wurde der Weihnachtsbaum für die Senioren geliefert. Den hat Heidi Henkel aus dem Stadtforst geordert. Die Weihnachtsfeier am 19. Dezember muss vorbereitet sein, für die Sportgruppe muss sie noch Kuchen backen. Das Jahresprogramm für 2020 stehe in den Grundzügen. und spätestens im Januar will Heidi Henkel auch wieder mit der Stadt ins Gespräch kommen. Der Park, der hinter dem Seniorentreff entstehe, der sei sehr schön. Nicht schön sei es aber, dass sie aus der Zeitung erfahren habe, dass es nun mit dem Aufzug für den Treff doch nicht klappt. Da will sie noch mal nachhaken. "Man muss dranbleiben", betont sie.
Kleinlaut beim Vorgespräch
Bei aller Hektik und allen Aufgaben bleiben zwei Stunden in der Woche fest reserviert. Am Montag und Freitag geht Heidi Henkel mit Elisabeth Pärschk spazieren. Die Seniorin ist blind und freut sich auf die Ausflüge. Manchmal müssen die beiden Frauen zu einem Arzttermin, manchmal gehen sie einkaufen oder sind einfach so in der Stadt unterwegs.
Beim Vorbereitungsgespräch zur Auszeichnungsveranstaltung, verriet Landrat Lindemann während der Ehrung, habe er die leichte Verwirrung von Heidi Henkel ob der Nachricht gnadenlos ausgenutzt und sei selbst in den ihr eigenen Kommandoton verfallen, als sie versuchte, ihm die Auszeichnung auszureden. "Das sei alles papperlapapp - sie wolle doch wohl kaum dem Bundespräsidenten widersprechen, wenn der sie für würdig halte, dann habe er sich auch etwas dabei gedacht", sagte der Landrat. Bei der Ehrung selbst hatte Heidi Henkel ihre Fassung längst wiedergefunden. "Sie zittern ja, sie sind ja genauso aufgeregt wie ich", fuhr sie Lindemann an, als er ihr den Orden anheften wollte. "Ja", bekannte der Landrat, "es ist ja auch das erste Mal, dass ich so eine Ehrung vornehmen darf."
Aus der MOZ.de
Die Soziale Einrichtung in Eisenhüttenstadt bietet Couchgarnituren en masse. Dafür fehlt es aber an Waschmaschinen und Kühlschränken
Möbelbörse
Gepflegte Möbel sind ein Muss
Die Möbelstücke und Geräte werden überwiegend von Privatpersonen und Pensionen abgeholt, die nicht weiter als 40 Kilometer entfernt sind. Vieles davon gehört jedoch auf den Sperrmüll, sagt Sylvia Lange. "Die Lieferanten müssen sich vor Ort ein Bild machen, ob die Ware noch gut genug zum Verkauf ist. Wir stellen uns immer wieder die Frage, ob wir selbst die Möbel kaufen würden. Wenn nicht, lehnen wir ab", so die Geschäftsführerin. Seit acht Jahren arbeitet die gelernte Kauffrau bei der Möbelbörse und kennt die Geschmäcker ihrer Kunden. Unterstützung findet sie in sechs Mitarbeitern für Lieferung, Buchhaltung und Verkauf.
Preisliste seit 2002
Die Türen der Möbelbörse stehen vor allem für Arbeitslose und Hartz IV- Empfänger offen. All jene, die einen sozialen Zuschuss vom Staat erhalten, haben hier Vorrang. Das Angebot würde gut angenommen. Im Monat kämen über 100 Besucher, viele davon Stammkunden. Normalverdiener "dürfen natürlich auch zuschlagen, müssen aber mit einem Zuschlag von 20 Prozent rechnen", sagt Sylvia Lange. Die Geschäftsführerin orientiert sich dabei an die Preisliste des Sozialamtes von 2002. Seitdem haben sich die Preise nicht verändert, dafür aber das Mobiliar. Moderner soll es sein. DDR-Ware findet mittlerweile keinen Platz mehr.
Wofür aber es noch Platz gebe, wären Waschmaschinen und Kühlschränke. Diese Geräte werden dringend gesucht, betont die Geschäftsführerin. Die Nachfrage sei hier wesentlich größer als das Angebot, was sehr schade sei. Dafür gibt es jedoch vor allem Couchgarnituren en masse: "Uns werden so viele davon angeboten, dass wir keine mehr nehmen können", meint Sylvia Lange. Ein Sommerschlussverkauf ab Mitte April soll der Überhand ein Ende bereiten. Dann werden Couch und Sofas für die Hälfte des eigentlichen Preises angeboten.
Der Trägerverein Bumerang
Die Soziale Möbelbörse in Eisenhüttenstadt gehört zur Trägerschaft Bumerang e.V. des Landkreis Oder-Sprees. Der gemeinnützige Verein ist der Träger der Freien Jugendhilfe, der Arbeitsförderung, Jugend- und Sozialarbeit und Mitglied im Paritätischen Wohlfahrtsverband. Dazu gehört auch die Möbelbörse in Beeskow sowie das Soziale Zentrum "Haltestelle" in Eisenhüttenstadt.⇥sle
Aus der MOZ.de
Der Verein Bumerang bietet seit drei Jahren Sozialberatung in Seelow an
Hilfe
Für jedes Problem gibt es eine Lösung
Neuerdings gibt es eine Kooperation des Vereins mit der Jugendberatungsagentur des Jobcenters. „Die Hemmschwelle ist dann geringer“, erklärt Schlesiger. Viele Hilfesuchende werden von ihrer Scham am Weg zum Verein gehindert. Andere sind schlichtweg nicht mobil. Bei jenen macht der Sozialarbeiter, der in Berlin als Streetworker tätig war, Hausbesuche. Bei manchen Kunden hilft er beim Lesen und Beantworten von lang ungeöffneten Briefen, andere begleitet er bei Behördengängen. „Ich sage immer, es ist egal, mit welcher Frage man zu mir kommt. Eine Lösung gibt es immer“, sagt der Berliner, der in Gusow seine Wahlheimat gefunden hat. Weitsichtigkeit und Empathie seien wichtig in seinem Beruf. Das bestätigt auch Mitarbeiterin Beate Gerasch. Sie bietet jeden Dienstag „sanften Sport“ an, wie sie die Bewegung an der frischen Luft nennt. Noch könnten es ein paar mehr Interessenten geben, die dienstags ab 10 Uhr an der Stadtkirche mit ihr zusammen finden, sich auf das Rad schwingen. „Manches braucht Zeit, um sich zu etablieren“, sieht es Schlesiger gelassen.
Um die Aktivitäten im Haus kümmert sich Marina Simoneit. Den Mittwochnachmittag verbringt sie mit Damen aus der Umgebung, die an kreativer Beschäftigung interessiert sind. Hier wird gemeinsam genäht, gestrickt und gemalt. Ein Angebot speziell für Männer wäre noch wünschenswert, so Schlesiger. Drei Männer aus der Mittwochgruppe seien dem Treff „wieder abhanden gekommen“, sagt Marina Simoneit. Mehr Netzwerkarbeit sei dafür noch nötig, gesteht Schlesiger.(jsj)
Aus der MOZ.de
Verein Bumerang zieht in Polizeiwache
Schon seit Tagen wird geräumt und gepackt. Der Verein Bumerang macht seinen bisherigen Sitz in der Breitscheidstraße für die Jugendarbeit des SPI-Teams frei, das seine Räumlichkeiten in der Liebknechtstraße verlässt. Die Jugend freut sich, weil sie mehr ins Zentrum rückt. Der Verein Bumerang zieht mit einem weinenden und einem lachenden Auge. "Wir haben hier ja auch viel investiert und uns gut eingerichtet. Deshalb ist es schade, dass wir hier raus müssen", sagt Vereinschef Roland Brunotte (54) "Aber das Gute ist, dass wir uns konzentrieren, denn wir haben ja bereits in den Radinkendorfer Straße, also genau neben dem alten Polizeigebäude, einen Standort."
Das ehemalige Polizeigebäude, in dem seit etwa sieben Jahren das Service-Zentrum Kossenblatt GmbH mit seiner Mikroverfilmung untergebracht war, steht jetzt leer. Bereits seit einem Jahr läuft die Liquidation des Unternehmens, wie Geschäftsführer Lutz Wirth berichtet. Sich einen neuen Standort zu suchen und wieder zu investieren, würde sich nicht lohnen. "Das ist eine sehr schwierige Branche", erklärt er. Auftraggeber seien nur noch Museen und Archive gewesen, die Digitalisierung ersetze die Mikroverfilmung. Die Stadt Beeskow will er in diesem Zusammenhang nicht kritisieren. "Die Stadt war damals sehr entgegenkommend, als ich mich nach Kossenblatt um einen neuen Standort bemüht habe", so Wirth.
Die Stadt hat jetzt das ehemalige Polizei-Haus in der Fürstenwalder Straße an den Verein Bumerang verkauft. Über den Verkaufspreis schweigen sich beide Seiten aus. "Wir sind ein zertifizierter Verein, haben ein nachhaltiges Konzept, da spielen auch die Banken mit", erklärt Roland Brunotte auf die Frage, wieso sich ein Verein diese Immobilie leisten kann.
Aber: Mit 100 versicherungspflichtigen Arbeitsverhältnissen und zirka 90 Tätigen in der Arbeitsförderung ist der Verein Bumerang ein großes mittelständisches Unternehmen. "Unser Hauptpartner ist die Stadt Beeskow", sagt Brunotte und ergänzt selbstbewusst: "Ohne uns hätte sich Beeskow nicht so entwickelt." In der Tat gibt es kaum eine Veranstaltung, in der nicht Bumerang mitspielt. Ob bei den "Adventstürchen" oder den Vorbereitungen für verschiedene Feste. Und der Verein springt auch ein, wenn der Markt versagt. Zum Beispiel beim Betreiben der Badeanstalt und ab diesem Jahr auch des Campingplatzes. Beides hat Bumerang in seiner Regie. "Und weil der Vertrag nun auch für länger als ein Jahr abgeschlossen wurde, haben wir einen Caterer für den Imbiss an der Badeanstalt binden können", freut sich Brunotte, freit sich Brunotte, einen lang gehegten Wunsch erfüllen zu können. Bumerang kümmert sich im Auftrag der Stadt auch um die Flüchtlinge und die in Beeskow lebenden Obdachlosen. "Derzeit betreuen wir fünf in unseren Räumen in der Radinkendorfer Straße", berichtet Brunotte. Der Verein hat auch das Hüfnerhaus in der Adrianstraße mit seinen Angeboten im Rahmen des Programmes "Sozialen Stadt" sowie die hier befindliche Ehrenamtszentrale unter seiner Regie. Dazu kommt die ganze Palette der Arbeitsfördermaßnahmen in Fürstenwalde, Beeskow und auch Müllrose, der Trainingswerkstätten mit Holzwerkstatt, dem Projekt Mensch-Tier und der Internetchronik, wo Beeskower Archivmaterial digital gesichert wird. Bumerang-Mitarbeiter sind zuständig für die Möbelbörse in Eisenhüttenstadt und Beeskow, für die Seniorenbetreuung in Beeskow, für die Verkehrserziehung in Beeskow und Eisenhüttenstadt, die Jugendarbeit in Müllrose, die "Haltestelle" in Beeskow, Storkow und Eisenhüttenstadt und für ein Projekt für psychisch Kranke. Der Verein hat sich in den 26 Jahren zu einem riesigen Netzwerk von Angeboten entwickelt. "Das 25-jährige Jubiläum im vergangenen Jahr ist wegen des Flüchtlingsansturms ausgefallen", sagt Brunotte. "Aber dieses Jahr wollen wir in unserer neuen Wirkungsstätte öffentlich feiern."